Herkömmliche Methoden der Standortsuche

Jeder Standort bietet ganz spezifische Bedingungen. Jedes Unternehmen stellt an einen möglichen Standort wiederum ganz spezifische Anforderungen. Diese hängen von vielfältigen Bedingungen ab, z.B. der Branche, den Investitionsmotiven, aber auch persönlichen Vorstellungen der Unternehmensspitze. Dies hängt damit zusammen, daß trotz gleicher Branche z.B. andere Produkte erstellt werden, andere Abnehmer beliefert werden und eine andere Unternehmensphilosophie in den Unternehmen herrscht.  ...

Es gibt eine Vielzahl von Lösungsversuchen und Modelltypen der Standortbestimmung wie geometrische Modelle, statische und dynamische Investitionsrechnungen, mathematische Methoden des Operations Research, Punktbewertungsmodell, Nutzwertanalysen oder Profilmethode. In der Praxis erfolgt eine Abgleichung der Standortbedingungen und Standortanforderungen häufig folgendermaßen :

 

  • Aufstellung eines Systems von Standortanforderungen
  • Erstellung einer Rangfolge der Standortfaktoren hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Ansiedlung mit eventueller Gewichtung oder Punktbewertung der einzelnen Faktoren bzw. Ihrer Determinanten
  • Festlegung eines Standortsuchraumes bzw. Festlegung der zu untersuchenden Standortalternativen
  • Beurteilung der möglichen Standortalternativen hinsichtlich der Standortfaktoren
  • Vergleich der Standortanforderungen mit den Standortbedingungen ausgesuchter möglicher Standorte durch Punktbewertungsmodell, Nutzwertanalyse oder Profilmethode

Die Auswahl der zu untersuchenden möglichen Standorte erfolgt hierbei meist aufgrund von Erfahrungswerten der Entscheidungsträger oder ihrer Berater oder aufgrund punktueller Analysen. Eine Betrachtung sämtlicher potentieller Standorte entfällt.

 

Die Bewertung der Standortfaktoren mittels o.a. Vorgehensweise erfolgt aufgrund teilweise subjektiver Urteile, die bei den Verfahren z.B. bei der Erstellung der Gewichtungsfaktoren, der Teilnutzwerte oder der relativen Bedeutung abgegeben werden müssen. Ein objektivierter mathematischer Vergleich von Standortbedingungen und Standortanforderungen findet dadurch nicht statt.

 

Allein das Bundesland Nordrhein Westfalen bietet auf einer Gesamtfläche von ca. 35.000 km² , 396 kreisfreien Städten und Gemeinden und ca. 18 Mio. Einwohnern die vielfältigsten Ansiedlungsmöglichkeiten mit den unterschiedlichsten Standortbedingungen. So differieren die Ausprägungen einzelner Standortfaktoren auf Gemeindeebene häufig um mehrere Hundertprozentpunkte. Eine flächendeckende Prüfung aller Standortalternativen auf Gemeindeebene ist bereits bei einer geringen Zahl von Standortfaktoren bzw. ihren Determinanten "per Hand und Auge" kaum noch möglich.

 

Eine Untersuchung der ca. 12.000 Städte und Gemeinden in Deutschland oder der ca. 1.400 EU-Regionen mit herkömmlichen Methoden ist nicht möglich. Herkömmliche Methoden sind in der Regel darauf angewiesen, die potentiellen Standorte nach dem sogenannten paarweisen Vergleich zu untersuchen, um eine Rangfolge der Standorte zu erstellen. Hierbei wird jede Standortgemeinde mit allen anderen Standortgemeinden verglichen, um letztlich diese Rangfolge zu erhalten. Es gibt Untersuchungen, die belegen, daß der Mensch nicht in der Lage ist, eine größere Zahl von Alternativen auf diese Art und Weise zu untersuchen. Die Grenze wird bei ca. 10 Alternativen gesehen, da die Zahl der durchzuführenden paarweise Vergleiche überproportional zur Zahl der Alternativen wächst. Die Zahl der durchzuführenden Vergleiche ergibt sich aus der Formel N=n(n-1)/2. Bei 10 Standortalternativen sind demnach 45 Vergleiche durchzuführen, bei 100 Standortalternativen sind jedoch schon 4950 Vergleiche durchzuführen. Eine simultane Untersuchung sämtlicher potentieller Standorte in einem größeren Suchraum im Rahmen einer Makroanalyse, sei es nur ein Teil eines Bundeslandes oder sei es wie hier ganz Deutschland, ist meines Erachtens nach nur mit mathematisch statistischen Methoden möglich.

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